Gutachten BDA

(Amtssachverständigengutachten des Bundesdenkmalamtes)
Bei dem gegenständlichen Objekt handelt es sich um eine weitgehend vollständig eingerichtete ehemalige Hammerschmiede mit zwei Essen, Schwanzhammer, Wasserkanal mit ehemals drei Wasserrädern, anschließenden Wohn- und Kellerräumen, sowie getrennt situiertes Lagergebäude. Die Schmiede war bis 1956 mit dem Hammerschmiedmeister Josef Pehn in Betrieb. Die Hammerschmiede wurde im 16. Jahrhundert als einer der Wirtschaftsbetriebe der damaligen Kartause Aggsbach am aufgestauten Wolfsteinbach situiert. Das zweigeschoßige Gebäude besitzt einen annähernd rechteckigen Grundriß mit Krüppelwalmdach. Die um 1800 veränderte Putzfassade ist glatt und wurde 1987 zweifärbig mit Betonung der Gebäudekanten, Fenster- und Türrahmungen in weißer Farbe, erneuert. Die nachgebauten Holzkastenfenster mit Sprossenteilung sind dunkelbraun gestrichen. Die Ziegeldeckung des Daches wird von den Hausschornsteinen und den beiden Essen durchbrochen.
Über dem in einem vorspringenden Gebäudeteil an der Nordseite befindlichen Haupteingang zur Schmiede zeigt ein Fresko das Zunftzeichen der Hammerschmiede und den Schriftzug „Josef Pehn“ als Eigentümer.

Das Innere der Schmiede ist ein von Mischmauerwerk begrenzter hoher Raum mit offenem Holzbalkendachstuhl. Die Originaleinrichtung umfaßt den großen Schwanzhammer samt Antriebswelle aus Holz mit einem Durchmesser von ca. 80cm, eine Schleifanlage mit Schleifstein und Kamprad, zwei Essen sowie zahlreiche Geräte und Werkzeuge. Das ehemalige Gebläse ist nicht mehr vorhanden.
Der Antrieb erfolgte über drei oberschlächtige Wasserräder, welche von einem direkt oberhalb der Schmiede im Anschluß an die Außenmauer gelegenen Teich samt Wehranlage mit Wasser in einem seitlich am Haus vorbeifließenden Kanal im Schwellbetrieb versorgt wurden.
Die Wasserräder samt Fluder (= Wasserverteilungsanlage aus Holzrinne mit öffenbaren Bodenklappen) sind verfallen. Der Wasserkanal wird als Wasserradhof einerseits durch das äußere Natursteinmauerwerk der Schmiede mit den Öffnungen für die Grindbäume (= Antriebswellen des Hammers, des Schleifsteines und des Gebläses) und andererseits durch eine Natursteinmauer begrenzt und in seiner Länge von einer Mauer mit Rundbogenöffnung unterteilt.

Im östlichen Gebäudeteil sind die wahrscheinlich von einem älteren Ursprungsbau stammenden gewölbten Kellerräume untergebracht, die Wohnräume mit ebenen und gewölbten Decken sind über eine gerade Innenstiege erreichbar.

An der Westseite befindet sich das aus Bruchsteinmauerwerk und ziegelgedecktem Satteldach bestehende Holz- bzw. Kohlelager, an der Ostseite dieses Gebäudes ruht ein größerer Dachvorsprung auf Holzstützen.
Die Hammerschmiede ist einer der letzten Reste der einst außerordentlich bedeutenden Eisenindustrie des Waldviertels und des Dunkelsteinerwaldes. Die besondere Bedeutung liegt im historischen Baubestand (ab 16. Jahrhundert), in der Zugehörigkeit zum Bau- und Wirtschaftsensemble der Kartause und in der Anschalichkeit der Hammerschmiede mit ihren noch original vorhandenen Einrichtungsgegenständen begründet. Die Wasserzuführung über Teich und Schwellbetrieb stellt zudem ein äußerst seltenes Beispiel der Energieversorgung eines handwerklichen Betriebes dar. Die Hammerschmiede Pehn samt Lagergebäude dokumentiert ein bereits selten gewordenes Stück österreichischer Wirtschaftsgeschichte, wodurch ihr geschichtliche und kulturelle Bedeutung verliehen wird.